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Spielvi100: Blog Teil 5

Liebe Alice

Du fragst mich nach meinem Sportidol? 

Ja, natürlich hatte ich ein Idol. Doch auch den Versierteren unter den Fussballexperten wird der Name Ueli Nacht wohlkein Begriff sein. Das rührt daher, dass ich in meiner aktiven Sportkarriere dem etwas kleineren Ball nachrannte, der zudem nicht mit den Füssen, sondern nur mit Händen gespielt werden durfte. Ich war beim kleinen Dorfverein Pfader Neuhausen passionierter Junior, später Spieler im Eins, Trainer für die Kleinen, Vorstandsmitglied, Trainer der 1. Mannschaft, usw. Natürlich eiferten wir Kleinen den Spielern der ersten Mannschaft nach. So richtig elektrisiert war ich aber beim Besuch eines Spieles der Schweizer Handball-Nationalmannschaft. Unter dem damaligen Trainerfuchs Sead Hasanefendic waren die Eidgenossen in der Halle das erste Mal so richtig erfolgreich. Im Raume Schaffhausen schaffte Gelb-Schwarz sogar den erstmaligen Aufstieg in die Nationalliga A und dies in der ehr- oder vielleicht exakter unwürdigen, aber Kultstatus erhaltenden Ballonhalle auf dem Kantiareal. 

Zurück zu meinem Idol: Viele damalige Handballnati-Spieler boten sich als Idole an. Die Torhüter Lutz oder Hürlimann waren schwer zu bezwingen, die Flügel warfen Tor um Tor – Ernst Züllig war gleichzeitig ein überragender Weitspringer – die Shooter auf der linken Seite (Maag oder Jehle) oder auf der rechten Seite (Max Schär) waren auffällig, aber mir imponierte der mit einer massiven Kniestütze spielende, hüftsteif scheinende Lenker und Denker Ueli Nacht. Er organisierte lautstark die Verteidigung, langte auch furchtlos zu, lancierte Konter und fädelte im Angriff für die anderen die Spielzüge ein. Er selber warf kaum Tore, war trotz der wichtigen Rolle auch nicht Captain, aber stellte sich jederzeit und selbstlos in den Dienst der Mannschaft. Ja, so wie die Nr. 4 der Nati und des BSV Bern, so wollte ich sein. Zudem war er Sek-Lehrer, der Beruf, der mir selber vorschwebte. Wie traurig war ich, als wir damals die ersten Trikots mit Nummern erhielten und ich die Nr. 4 nicht tragen durfte. Da ich im Training krankheitshalber fehlte, blieb mir die 10 übrig, die ich zudem doppelt bezahlen musste – jede Ziffer mussten wir damals selber berappen… Trotzdem versuchte ich das Spiel unserer Mannschaft wie Ueli Nacht zu gestalten und zu prägen. 

Aber wie so oft entpuppte sich das leuchtende Idol als nicht unfehlbar. Über seine berufliche Karriere sei der Mantel des Schweigens ausgebreitet.

Wenn wir schon bei Vorbildern sind, Alice. Nicht immer gelang es mir, mich als Fussballvater – später auch in anderer Rolle – am Spielfeldrand vorbildlich zu verhalten. Die Emotionen liessen sich nicht immer zügeln. Du wirst deine Rolle Fussballmutter ruhiger und vorbildlicher ausgelebt haben und ausleben. Wie ging es dir, wenn es bei Alex hart auf hart ging? Änderte sich etwas, als Alex bei den Kleinsten spielte, beim FCS leistungsorientierter unterwegs war oder nun in der besten Spielvi-Juniorenequipe eine wichtige Rolle ausübt? Ich gehe davon aus, dass sich manche Zuschauerinnen und Zuschauer von deinem Umgang mit Stresssituationen am Spielfeldrand ein grosses Stück abschneiden könnten.

Bin gespannt auf deine Antwort.

Herzliche Grüsse

Peter